Festivals



Insbesondere in den Sommermonaten findet in Österreich eine große und in den vergangenen Jahren gewachsene Zahl von Musik- und Theaterfestivals statt. Die meisten befördern mit einem auf Komödien, Operetten und opulenten Opernaufführungen ausgerichteten Unterhaltungsprogramm unter freiem Himmel den Tourismus, etwa die Seefestspiele Mörbisch oder erfüllen regionalkulturelle Bedürfnisse, beispielsweise das Theaterfest Niederösterreich.

Mit den Salzburger Festspielen (Mitte Juli bis Ende August) und den Wiener Festwochen (Mai/Juni) bietet Österreich zwei der international bedeutendsten Festivals im Bereich der darstellenden Kunst.

Neben diesen traditionellen Institutionen haben sich Veranstalter:innen etabliert, deren Programme stärker auf zeitgenössische Positionen oder neue Formen der darstellenden Kunst ausgerichtet sind. Dazu zählen der steirische herbst, 1968 als Avantgardefestival gegründet, das Wiener Festival ImPulsTanz und das Donaufestival in Niederösterreich.


Salzburger Festspiele

1920 von Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt gegründet, stehen die Salzburger Festspiele für eigene, widersprüchliche Rezeptionen der Moderne in der Kunst und im Theater Österreichs. Die Etablierung damals zeitgenössischer Formen geschieht im Rückblick auf Mozart und die barocken Ursprünge der Formen in der darstellenden Kunst. Im bewussten Gegensatz zum Kulturbetrieb der Metropolen soll durch die Spiele „das Festliche, Feiertägliche, Einmalige, das alle Kunst hat“, dem Theater wiedergegeben werden (Max Reinhardt).

Als Komponist und Dirigent war Richard Strauss in den ersten Jahren prägende Figur, nach dem Zweiten Weltkrieg Gottfried von Einem und später Herbert von Karajan (1960-89). Unter der Leitung des belgischen Opernintendanten Gerard Mortier (1991-2001) öffneten sich die Festspiele stärker zeitgenössischen Tendenzen.

Eine Besonderheit der Salzburger Festspiele ist die jährliche Aufführung von Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ auf dem Salzburger Domplatz. „Jedermann“ gehört zu den Salzburger Traditionsbeständen und wird gemeinhin nicht mit den Maßstäben zeitgenössischen Theaters beurteilt. Darin besetzt zu werden, insbesondere für die Titelrolle, wird von deutschsprachigen Schauspieler:innen gemeinhin als Auszeichnung wahrgenommen.

Heute erreichen die Festspiele mehr als 270.000 Zuschauer:innen pro Saison, bieten international beachtete Opern- und Theaterproduktionen, die zumeist mit Theatern im In- und Ausland koproduziert und nach der Salzburger Premiere dort weitergespielt werden, sowie Konzertaufführungen der Wiener Philharmoniker. Hauptspielstätten in Salzburg sind das Große Festspielhaus (1955-60 von Clemens Holzmeister erbaut), die Felsenreitschule, das Haus für Mozart, das Salzburger Landestheater und auf der Pernerinsel in Hallein südlich von Salzburg. Die Finanzierung der Festspiele durch den Bund, das Land und die Stadt Salzburg, sowie den Fremdenverkehrsfonds des Landes ist durch ein eigenes Bundesgesetz geregelt. Daneben werden im Rahmen der Festspielorganisation Pfingstfestspiele betrieben.

Markus Hinterhäuser ist seit 2017 Intendant der Festspiele. Sein Vertrag wurde 2019 bis 2026 verlängert.


Wiener Festwochen


Die Wiener Festwochen erreichen in ca. 200 Vorstellungen jährlich knapp 90.000 Besucher:innen.

Seit 1998 als Schauspieldirektor, später als Intendant bis 2013, positionierte der Schweizer Regisseur Luc Bondy die Festwochen im Schwerpunkt als Festival der darstellenden Kunst-

In den Jahren 2017 und 2018 versuchte der Kulturmanager Tomas Zierhofer-Kin eine Erweiterung des Programms hin zu avancierten Positionen zeitgenössischer Popkultur. 2019 folgte der vormalige Intendant des Brüsseler Kunstenfestivaldesarts Christophe Slagmuylder Zierhofer-Kin und leitet die Festwochen bis 2024.


ImPulsTanz Wien


1984 vom Kulturmanager Karl Regensburger und dem Choreographen Ismael Ivo gegründet, hat sich ImPulsTanz bis in die Gegenwart zu einem der weltweit wichtigsten Festivals für zeitgenössischen Tanz entwickelt. Während der Sommerpause der meisten Wiener Theaterbetriebe erreicht das Festival an allen wichtigen Spielstätten der Stadt in seinen Workshops und Aufführungen mit einem ausschließlich zeitgenössisch orientierten Programm ca. 139.000 Besucher:innen und Teilnehmer:innen.

Zur Förderung einer neuen Generation von Choreograf:innen wurde 2001 die Reihe [8:tension] Young Choreographers' Series etabliert. Ein weiterer Bestandteil des Festivals ist das dance WEB Weiterbildungs- und Austauschprogramm. Es bietet alljährlich ca. 60 Tänzer:innen und Nachwuchschoreograf:innen aus rund 40 Ländern ein Stipendium für alle Workshops, Researchprojekte und Performances im Rahmen von ImPulsTanz.


steirischer herbst

Der steirische herbst wurde 1968 als interdisziplinäres Festival für zeitgenössische Positionen gegründet mit einem Schwerpunkt auf eigenen Produktionen vor Ort. Das Festival arbeitet mit mehreren lokalen Kulturinitiativen in der Steiermark zusammen. In der Gegenwart positioniert sich der steirische herbst unter der Intendantin Veronika Kaup-Hasler als Festival neuer Kunst mit zusätzlichen Schwerpunkten im Bereich Performance aber auch der theoretischen Reflexion über die Rolle der Kunst in der gegenwärtigen Gesellschaft.

Donaufestival

Nach einer grundlegenden Neuausrichtung ab dem Jahr 2005 durch den Intendanten Tomas Zierhofer-Kin verbindet das niederösterreichischen Donaufestival in Krems an der Donau Positionen in der Populärmusik abseits des Mainstreams mit neueren Entwicklungen im Bereich Performance und der zeitgenössischen bildenden Kunst. Der Rundfunkjournalist Thomas Edlinger folgte 2017 Zierhofer-Kin in der Festivalleitung.

Die Bregenzer Festspiele präsentieren teilweise unter freiem Himmel im Sommer ein international beachtetes Musiktheaterprogramm und Konzerte der Wiener Symphoniker. Die Sommerszene Salzburg unter der Leitung von Angela Glechner bietet in der Zeit unmittelbar vor den Salzburger Festspiele ein avanciertes zeitgenössisches Tanz- und Performanceprogramm.