Festivals
VON DEN ÖSTERREICHISCHEN FILMTAGEN ZUR DIAGONALE
Die „Österreichischen Filmtage“ wurden 1977 in Velden von einer Gruppe Filmemacher_innen (u.a. Gerald Kargl, Horst Dieter Sihler) mit dem Ziel der Neuorientierung der österreichischen Filmszene und der Durchsetzung einer nationalen Filmförderung gegründet. Von 1984 bis 1996 fanden die „Österreichischen Filmtage“ unter der Leitung von Reinhard Pyrker in Wels statt. Ab 1998 etablierte sich das bis heute wichtigste Festival für das österreichische Filmschaffen unter der Intendanz von Christine Dollhofer und Konstantin Wulff als „Diagonale Festival des österreichischen Films“ in Graz. 2003, anläßlich der Abbestellung der erfolgreichen Leitung durch die schwarz-blaue Regierung, stellte sich die Filmszene geschlossen gegen die neu eingesetzten Leiter und deren Linie. Diese mussten zurücktreten, die sogenannte ‚Gegen Diagonale’ 2004 ermöglichte die Weiterführung des Festivals im Sinne der Kreativen.
Von einem exklusiven Branchenfestival hat sich die Diagonale in den letzten Jahren insbesondere unter der Leitung von Barbara Pichler und ihrem ambitionierten Programm seit 2008 gleichzeitig auch zu einem erfolgreichen Publikumsfestival in Graz entwickelt. Seit 2015 leiteten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber die Diagonale und setzten innovative, spartenübergreifende Schwerpunkte. Die Pandemie führte auch bei der Diagonale im März 2020 zur Absage und in der Folge zu Verschiebung und Neuperspektivierungen des Festivals.
VIENNALE
Im Jahr 1960 initierte eine Gruppe engagierter Filmjournalisten ohne staatliche Mittel eine „Internationale Festwoche der interessantesten Filme der Jahres 1959“. Damit war die Grundidee für das Festival „Viennale“ gelegt. Es folgten Jahre des Festivals unter dem auf Anerkennung zielenden Titel „Festival der Heiterkeit“ unter der Leitung von Sigmund Kennedy und Edwin Zbonek. In den späten Sechziger Jahren kam es erstmals zur Intergration von Retrospektiven des „Wiener Filmmuseums“, zum Ausbau der Fördersummen und des Programms. Mit Helmut Dimko erhielt die Viennale ab Anfang der 1980er Jahre ein neues, zukunftsweisendes Format. Akzente setzten für kurze Zeit die Festivalleiter Werner Herzog mit dem Leitthema ‚Kino als magischer Ort’, sowie insbesondere Wolfgang Ainberger und Alexander Horwath mit einer Öffnung in Richtung USA und Genrekino.
Hans Hurch, 1997-2017 Direktor der Viennale, hat 1999 mit der Positionierung des Gartenbaukinos als zentraler Spielstätte den Ereignischarkater des Festivals weiter verstärkt und die Viennale als Publikumsmagnet in Wien etabliert.
Seit 2002 betreibt die Viennale mit Unterstützung der Stadt das Gartenbaukino als größte Premierenkino des Landes. Über 80 000 Menschen besuchten seit 2005 jährlich die Viennale mit ihrem Hauptprogramm und den zahlreichen Nebenschienen und Spielstätten. Hans Hurch und seinem Team gelang es, anspruchsvolles, politisches Kino in der Stadt zu positionieren und insbesondere den Dokumentarfilm zu popularisieren. Eva Sangiorgi ,die die künstlerische Leitung des Festivals nach dem überraschenden Tod Hans Hurchs 2018 übernahm, setzt auf neue Schwerpunkte, insbesondere in der Schnittfläche von Film und moderner Kunst.
IDENTITIES QUEERFILMFESTIVAL und QUEERTACTICS
Seit 1994 hat sich ein Queeres Filmfestival in Wien positioniert, zunächst im Rahmen der Viennale figurierte das Internationale Festival „Identities“ mit drei Spielstätten seit 2004, von Stadt und Bund gefördert und von Barbara Reumüller ambitioniert und erfolgreich geleitet, als zweit größtes Filmevent in Wien. Das renommierte Festival Identities hat 2019 nicht zuletzt aufgrund fehlender Basissubventionen seinen Betrieb eingestellt.
Mit dem QUEERFILMFESTIVAL werden während einer Woche im Herbst 2022 im Votivkino Wien, so wie in vielen anderen Kinos in deutschen Städten, die besten nicht-heteronormativen Filme des Jahres 2022 gefeiert. (Veranstaltung der Queeren Kulturstiftung, von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert)
2019 fand erstmals das von Gabi Frimberger, Katja Widerspahn und Dagmar Fink konzipierte Festival QUEERTACTICS. QUEER_FEMINISTISCHES FILMFESTIVAL WIEN im Le Studio und im Admiralkino statt. 2022 wurde der Kurzfilmpreis GOLDENE MEDUSA ins Leben gerufen und QUEERTACTICS trägt damit zur Präsenz vielfältiger Trans-Perspektiven in der Stadt Wien bei.
CROSSING EUROPE
Christine Gebetsreuther und Katharina Riedler haben 2022 die Festivalleitung von Christine Dollhofer übernommen, die CROSSING EUROPE, das Festival des Europäischen Films in Linz seit 2004 aufgebaut und wesentlich mitgeprägt hat.CROSSING EUROPE widmet sich dem gesellschaftspolitisch engagierten europäischen Filmschaffen und hat 2022 erstmals als KlimaKultur GreenEvent OÖ stattgefunden. Auch Filmfestivals in Österreich orientieren sich gegenwärtig zunehmend an Konzepten von Nachhaltigkeit und Klimabewußtsein.
VOLXkino, KINO UNTER STERNEN, KALEIDOSKOP
Am Karlsplatz hat sich 2019 nach der Einstellung der traditionsreichen Festivals „Kino unter Sternen“ mit „Kaleidoskop“ ein neues Sommerkino unter der Leitung eines vierköpfigen Kurator:innen-Kollektivs CineCollective positioniert. 2022 hat „Kaleidoskop. Film und Freiluft am Karlsplatz“ nach zweijähriger Pandemie Pause das kostenfreie, anspruchsvolle und diverse Filmerlebnis im Zentrum der Stadt wieder erfolgreich möglich gemacht.
In allen größeren Städten des Landes etablierten sich in den letzten zehn Jahren eine Vielzahl kleinerer Festivals, die sich das ganze Jahr über nationalen Filmkulturen, spezifischen Filmformen, sozialen und politischen Gruppierungen oder inhaltlichen Themenschwerpunkten widmen u.a.: „TRICKY WOMEN“, Internationales Animationsfilmfestival für Frauen Wien, „FRAMEOUT“ Digitales Filmfestival Wien, „CINE LATINO“ Wien, „FRAUEN.FILM.TAGE“ Wien, „JÜDISCHES FILMFESTIVAL“ Wien, „JOUKI“ Internationales Jugend Medien Festival Wels, „BERGFILMFESTIVAL“ Salzburg, „THIS HUMAN WORLD“ Internationales Filmfestival für Menschenrechte Wien, „POLITFILMFESTIVAL“ Innsbruck, „K3 CROSSING BORDER Film Festival“ Villach, „ETHNOCINECA“ Internationales Dokumentarfilm Festival Wien, „ARCHITEKTUR.FILM“. Open Air Architekturfilmfestival Wien.
Die Notwendigkeit der Erhöhung der Budgetmittel für die dichte Festivalszene bleibt insbesondere nach der Phase der Pandemie virulent, in der es um die Stärkung und Wiederbelebung öffentlicher und kollektiv genutzter Räume geht.
http://www.austrianfilmfestival.com/