Verewigung und Aufbruch


Am Wiener Ring befindet sich auf der einen Seite das Denkmal des sitzenden Goethe (enthüllt 1900) und auf der anderen Seite das des stehenden Schiller (enthüllt 1876) sowie etwas weiter in der :innenstadt, auf dem Wiener Judenplatz, das Denkmal Lessings (geplant ab 1910, enthüllt 1935). Denkmäler von Autoren, die auf den gemeinsamen Ursprung der deutschen und österreichischen Literatur und an die enge Bindung der österreichischen Literatur an die deutsche Literatur verweisen sollten und die andererseits als in Wien gespielte Theaterautoren auch einen praktischen Wert für das österreichische Kulturleben hatten. Während österreichische Theaterautoren im öffentlichen Raum durch Denkmäler durchaus sichtbar gemacht wurden, wie mit dem Raimund-Denkmal beim Wiener Volkstheater (enthüllt 1898) oder dem Nestroy-Denkmal am Nestroy-Platz (enthüllt 1929) und dem Grillparzer-Denkmal im Wiener Volksgarten (enthüllt 1889), blieben Buch-Autorinnen und -Autoren auf Gedenktafeln sowie auf Steinbüsten auf Stelen verwiesen.

 

Auch an der österreichischen Literatur ging die 1848er-Revolution nicht spurlos vorbei, die Zensur verschwand vorübergehend und kehrte schnell wieder, die Zahl der österreichischen Verlage, Publikationen, Autorinnen und Autoren nahm zu. 1867 wurden die österreichischen Grund- und Freiheitsrechte geschaffen, die Kunstfreiheit wurde nicht gewährt, sie kam mehr als 100 Jahre später, im Jahr 1982, dazu. Die dauerhafte Abschaffung der Zensur setzte erst 1955, mit der Wiedererlangung der Souveränität Österreichs, in der Zweiten Republik ein.